Saturday, February 4, 2012

Palindromer Rheumatismus und Hydrops intermittens


Palindromer Rheumatismus


Definitionsversuch: in unregelmäßigen Intervallen auftretend, Arthritiden von kurzer Dauer (häufig 1-3 Tage), komplette Remission zwischen den Schüben.
Ätiologie: unbekannt, diskutiert werden lokale Ablagerungen von Immunkomplexen.


Symptomatik: fast immer monartikulär (ein Gelenk betreffend und häufig ein Kniegelenk), ohne Prodromi, ohne tageszeitliche Bevorzugung, Schwellung und Rötung entwickeln sich innerhalb einer Stunde, manchmal oligoartikulär (wenige Gelenke betreffend), zumeist alle 4-12 Wochen, bisweilen auch häufiger, Befallsmuster folgt der rheumatoiden Arthritis, bis 90% der Erkrankten haben 2-3 bevorzugte Gelenke (das Kniegelenk ist häufig betroffen). Weichteilmitreaktion wie z.B. bei Kristallarthropathien (Gicht und Pseudogicht) möglich.


Hautveränderungen bis 30% paraartikulär (um das betroffene Gelenk herum): rote, feste, nicht juckende, schmerzhafte Effloreszenzen oder auch Auftreten von subkutanen Knötchen (unter der Haut).


Nicht-erosiver Verlauf (die Knochen im Gelenkbereich werden nicht zerstört, wie es z.B. die rheumatoide Arthritis macht).


Laboruntersuchungen: 50% mit Rheumafaktornachweis, u.U. kurzfristig humorale Aktivität.


Röntgen: auch noch nach Jahren Normalbefund, im Anfall Weichteilschwellung.
Therapie:


     • medikamentös:


          - nichtsteroidale Antirheumatika symptomatisch,


          - langwirksame antirheumatische Therapie wird kontrovers diskutiert,


     • physikalisch: Kryotherapie.


Prognose: bei einem Drittel der Patienten Übergang in eine Rheumatoide Arthritis nach 2-20 Jahren Dauer – das steht so in Lehrbücher, ich übersetze das einmal mit: nichts Genaues weiß man nicht.


ICD: M12.3x




Hydrops intermittens


Definitionsversuch: in regelmäßigen Intervallen auftretend, meist schmerzlose Gelenkergussbildung ohne Entzündungszeichen, die wieder spontan abklingt.


Symptomatik: vorzugsweise Befall eines Kniegelenkes, der Schub entwickelt sich ohne äußere Ursache, begleitend können Rhinitis vasomotorica [„Bei dieser Nasenschleimhautentzündung, auch NARE-Syndrom (von Non-Allergic Rhinitis with Eosinophilia Syndrome), ist die Regulation der Blutgefäße der Nasenschleimhaut gestört. Deren Ursache ist bislang ungeklärt und kann zur Schlafapnoe führen.] und/oder Asthma bronchiale auftreten.


Diagnose: es handelt sich um eine Ausschlussdiagnose! Es ist unklar, ob es sich wirklich um eine eigenständige Entität handelt.


Therapie: intraartikuläre Steroidinjektion zur Verlängerung der Intervalle, operative Methoden wie Synovektomie sind ohne großen Einfluss auf die Erkrankung.


ICD: M12.4x






Siehe auch: W.Keitel: Differentialdiagnostik der
Gelenkerkrankungen. Jena, Stuttgart 1993


Weitere Differentialdiagnosen:

- Muckle-Wells-Syndrom

- familiäres Mittelmeerfieber

- hereditäres angioneurotisches Syndrom

- AHA-Syndrom („arthritis, hives and angioedema“)

- sämtliche Monarthritiden wie z.B. Kristallarthropathien














No comments:

Post a Comment