Thursday, July 26, 2012

Geschichten von K. - Die Ebene.


Eines Tages fand K. sich in einer BlockHütte wieder. Er lag in einem rohgezimmerten Bett. Wie er dorthin gekommen war, wußte er nicht. Im Inneren des kleinen Hauses, mehr eine Kate von Ausmaß und Ausstattung, waren außer dem Bett nur noch ein Tisch, ein Stuhl, ein Haken mit Bügel an der HolzWand, ein Krug mit Wasser, Seife und HandTuch sowie ein HolzEimer zu sehen. Seine Kleidung lag wohlgeordnet auf dem Stuhl. Er wusch sich, zog sich an und trat vor das Haus. K. blickte auf eine Ebene ohne Anfang oder Ende, jedenfalls waren keine Begrenzungen wie etwa Berge zu sehen. Die Ebene erschien ihm trostlos, öde, dunkelgrau, feucht; aber er konnte auch keine WasserLäufe entdecken. Er schaute zum wolkenlosen Himmel auf, von wo die Sonne brannte, obwohl es erst kurz nach SonnenAufgang war. Er sah weder Bäume noch Vögel; kein Tier im Sand. Nicht einmal einen GrasHalm; kein angeschwemmtes Gut. Trostlos.


Vor der Tür hing ein RuckSack und daneben eine Tafel mit Anweisungen; diese warten mit gelber und roter ÖlFarbe in FrakturSchrift auf die schwarze Tafel gepinselt worden. K. wunderte sich zunächst über die Kalligrafie, dann aber umso mehr über den Inhalt des Textes. Er sollte sich den RuckSack nehmen und Hammer und Nägel griffbereit halten. Sein TageWerk bestand demnach darin, HolzKlötzchen zu suchen, die ihm den Weg weisen sollten, und in jedes sollte er einen Nagel einschlagen.


K. nahm den RuckSack, der außer dem Hammer und Nägeln noch seine Verpflegung und Wasser enthielt. Er steckte den Hammer in eine Halterung an seinem Gürtel, ähnlich wie es ZimmerLeute tun. Die Nägel verstaute er in seiner JackenTasche. Er blickte auf den dunklen, feuchten Sand vor ihm. Es waren WellenMuster zu erkennen, aber keine Priele, wie er sie vom WattenMeer her kannte.


Da erblickte er das erste HolzKlötzchen. In seinen Stiefeln ging K. über den Sand zu dem Klötzchen. Er hinterließ eine Spur. Und wirklich -: das Klötzchen wies ihm den Weg. Er schlug einen Nagel hinein, wie er es hernach noch viele Male tun sollte. Dann ging er weiter. Manchmal warf er einen Blick zurück auf seine Spur. Die HolzHütte war längst seinem BlickKreis entschwunden. Er aber vertraute den Anweisungen. Mittags schien die Stille um ihn herum noch tiefer und unergründlicher als zuvor zu sein. K. rastete. Er aß und trank, ohne daß er über die Art Speise näher nachdachte. K. gab sich ausschließlich dem Gefühl der Sättigung hin.


Am NachMittag kam es hin und wieder vor, daß K. seine früheren Spuren kreuzte. Jedesmal war es ein Erlebnis, wie die WellenMuster von seinen Spuren unterbrochen worden waren. Jedesmal bedeutete es ein HeimKommen für ihn. Der K., der zuvor dort entlang geschritten war, schien ihm eine Botschaft übermitteln zu wollen. Vielleicht war aber auch die Spur im Sand nur als Gruß gedacht, als Aufmunterung. K. lachte kurz auf. Er ging weiter und weiter, schlug Nagel um Nagel in die HolzKlözchen. Mit den letzten SonnenStrahlen erblickte er auch die HolzHütte, die sich nun schon zu seinem ZuHause gewandelt hatte. Und als er seine Hütte sah, lagen auch keine HolzKlötzchen mehr auf seinem Weg; auch die Nägel waren alle aufgebraucht.


K. hängte den RuckSack mit dem Hammer neben die Tafel und betrat die Hütte. Auf dem Tisch standen nun ein warmes Essen und eine PetroleumLampe. Er wusch sich den Schweiß aus dem Gesicht und setzte sich zu Tisch. Das TageWerk hatte ihn trotz seines MundVorrates hungrig gemacht. Er aß alles auf, was ihm auf so sonderbare Weise aufgetragen worden war.


Die Nacht fiel schnell in der Ebene und ringsherum waren keine Lichter zu sehen. Während der Tag in fast bedrückender Stille vorübergegangen war, heulte nun der Wind. Wolken waren aufgezogen und es regnete. Der gelbe, flachernde LichtSchein der blakenden Lampe durch die Tür wurde vom Nebel zurückgeworfen. Aber K. konnte das Fließen von Wasser und das Schlagen von Wellen hören. Er wußte nun, wie wichtig es war, abends die sichere Zuflucht der BlockHütte zu erreichen. Niemand hatte ihn darauf hingewiesen, aber es war auch niemand da. Oder doch? Außer seinen eigenen Spuren waren keine Spuren um die Hütte herum; soviel hatte er schon bemerkt.


Am nächsten Morgen wurde er wieder von den ersten Strahlen der Sonne geweckt. Auch am zweiten Tag war der Himmel wolkenlos. Die Ebene lag wieder feucht, dunkel und trostlos vor ihm. Das Wasser hatte seine WellenMuster hinterlassen und K.s Spuren vom Vortag gelöscht. K. schloß die Tür, nahm den RuckSack vom Haken, steckte den Hammer in die Schlaufe und die Nägel in die Tasche, und zog los, HolzKlötzchen mit Nägeln zu versehen.


So verging Tag um Tag. K. bemerkte, wie er jeden Tag neue Muster seiner Spuren über die Ebene verteilte. Manchmal lief er parallel zu den WellenMustern, dann wieder kreuzte er sie in verschiedenen Winkeln. Aber er hatte nur eine ungenaue Vorstellung, welche Muster er in den Sand schrieb. Und wozu? Für wen? Und warum die Nägel in die HolzKlötzchen treiben? Anstatt aber sein TageWerk zu versäumen, stellte er sämtliche Überlegungen hinten an. Er hoffte, daß sich alle Fragen klären würden.


Nach einigen Tagen kam K. an ein HolzKlötzchen, in dem schon ein Nagel steckte. Dies verwunderte ihn mehr als die TatSache, daß die HolzKöltzchen jeden Tag an einer anderen Stelle lagen. Es war wie ein Fehler im Plan GOttes. Würden sich nun die Muster wiederholen? Erregt ging er zum nächsten und zum nächsten ...






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