Wednesday, May 29, 2013

Die ExilGedichte des Wu Suo-jen (无所人)



Wu Suo-jen (无所人) lebte in der Tang-Zeit (唐) und war ZeitGenosse von Li Bo (李白) und Du Fu (杜甫). Er wurde ebenfalls nach kaiserlichem Edikt in die Verbannung geschickt, von wo er nach acht Jahren begnadigt zurückkehrte. Seine GedichtSammlung „Tränen-Tusch-Zeichen“ galt als verschollen, sind aber eher von einem Zensor eingezogen worden. Tradiert wurden nur wenige Gedichte, die sich zumeist im Besitz von Freunden befunden hatten. Hier werden acht Gedichte in moderner Übersetzung vorgestellt, die sich mit dem Exil bzw. dem Weg der Gefangenen auseinandersetzen. Die Gedichte sind nach der Sieben-Silben-Regel geschrieben. Sie folgen exakt den Ping- und Zhe-Tonemen (平/仄), weisen aber Unreinheiten im Reim auf.

Gelber Wein und General Yang
General Yang hatte noch gelben Wein gesandt
Nach unserem Abschied auf der Drei-Welten-Terrasse
Nun zechten wir auf sein Andenken
Schlingerten auf dem Weg durch die Kiefern

Eine Rast mit Tee
Wir schrieben noch Couplets auf BambusBlätter
Gestern beim Besuch in der Schenke
Die Töchter des Wirts schauten hinter den Ärmeln hervor
Mit ihrem Lachen flogen die WildGänse auf

Am OberLauf des Gelben Flusses
Unser kleines Boot trug nur den Wächter
Wir trotteten in Ketten über runde Steine
Die AbendGlocke des Dorfes rief zur Rast
Im Feuer schreckte manchmal ein BambusScheit hoch

Das Mädchen mit den roten Backen
Eine DorfSchönheit eilte auf LotusFüßen herbei
Der Wächter orderte ein weiteres Gericht
Sie nickte und ihre Zöpfe wurden zu PhönixSchwingen
Ich aber beugte mich wieder über den Brief des Mandarins

Vor dem BergPaß
Ich band die ausgetretenen StrohSandalen fester
Denn frischer Schnee lag auf dem Bai-Xue-Paß
Wild war Gestein in die Schlucht geschlagen
Und zwischendrin standen BaumZwerge und Büsche

Der AußenPosten
Die Ödnis des BarbarenPostens breitete sich vor uns aus
Ein SteinGeviert mit Wachen und ein MarktFlecken
Wie vermisse ich mein Leben im fernen Chang-an
Das Treiben in den Straßen und den Garten von Hong-qi

HeimatBriefe
Sag´ Freund, wie ist es jetzt in der Heimat
Blühen die Pfirsiche, singt die Amsel
Wiegen sich die Schönheiten in der WeidenGasse
Bringst du einen langersehnten Brief – sprich

Tag um Tag
Grau schweigt die HochEbene im MorgenNebel vor uns
Kein Freund der Literatur auf 1000 Li
Der nächste Fluß liegt TageReisen entfernt
Ich sitze auf dem Turm bei salzigem Wasser

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