Monday, June 24, 2013

Mikrochip-Hörhilfe



Ich wollte schon drüber hinweglesen, da ich schließlich kein HNO-Arzt bin, aber dann sah ich die Aufmachung der Anzeige und dachte, dahinter kann nur eine Abzockemasche stecken. Link: http://www.horizont.net/kreation/pages/pics/original/print242704.jpg Es geht um die Mikrochip-Hörhilfe.

"Mikrochip-Technik als Geheimnis" - das klingt so überzeugend modern und wirkt darüber hinaus wie ein Alleinstellungmerkmal, aber das ist es nicht. Jedes Hörgerät hat das auch und sicher noch besser und ausgefuchster. Besonders das Wort Geheimnis soll verschleiern.
Das Gerät sieht aus wie ein schlecht gemachtes Hörgerät und das wird es auch sein. Es besteht aus einem Mikrofon, dem Akku- und Mikrochip-Teil und dann kommt der Ausgabeteil mit ... Ohrstöpsel. Es werden fünf Ohrstöpsel mitgeliefert. Es handelt sich also um nicht individuell angepaßte Teile. Gerade dieser Teil ist aber wichtig für den Tragekomfort. Dann ist da noch ein USB-Anschluss "zum wieder aufladen". Moderne Hörgeräte erlauben eine Einstellung der verschiedenen Frequenzen, denn die sind bei Schwerhörigkeit nicht gleichmäßig betroffen. Die Mikrochip-Hörhilfe verstärkt einfach alles. Aber über solche Einzelheiten erfahren wir im Anzeigentext herzlich wenig. Der Akkumulator ("Sie sparen teure Batterien") kann zum Problem werden. Wenn er sich nicht mehr aufläd, dann müssen Sie ein neues Gerät kaufen.
Dann ist da noch der sehr klein gedruckte Text, in dem zufriedene Anwender zu Wort kommen. Auch ein Arzt berichtet aus dem Seniorenstift: "Gut im Test". Was für ein Test denn? Diese Marketing-Texte sollte man nicht ernst nehmen.
Wer hierzulande ein Hörgerät benötigt, bekommt auch eins. Wo ist also der Markt für so ein Produkt in Deutschland? Man braucht sich auch nicht ohne Hörgerät durchzugeln. Ein großer Prozentsatz der Bevölkerung läuft sowieso mit Stöpseln im Ohr herum. Ein moderne Hörgerät fällt im Alltag kaum auf. Wo ist also der Markt für so ein Produkt in Deutschland? Ich könnte mir vorstellen, dass es sich um die Altersgruppe der 50-70jährigen handelt. Man fühlt sich noch nicht wirklich alt, aber es treten doch schon Einschränkungen auf, die man verdrängen will. Hörgerät klingt da vielleicht eher nach Alter. Warum da für Hörhilfe nicht der Fall sein soll, ist mir schleierhaft, denn z.B. im Englischen heißen die Hörgeräte hearing aids, also Hörhilfen. Und nach Wikipedia ist die Hörhilfe „eine allgemeine, unspezifische Bezeichnung für eine Vielzahl unterschiedlicher Hör-Hilfsmittel für schwerhörige Menschen.“ Link: http://de.wikipedia.org/wiki/H%C3%B6rhilfe  
Ich glaube, dass die Mikrochip-Hörhilfe für den Weltmarkt der nicht Krankenversicherten geschaffen wurde und preiswert in China oder Südkorea hergestellt wird, den Händler wahrscheinlich 6,72 € kostet, um dann für 98 € verkauft zu werden. Aber das ist zugegebenermaßen Spekulation.

Insgesamt halte ich die Mikrochip-Hörhilfe für Abzocke. Mein Rat: wenn Sie eine Hörminderung bei sich feststellen, lassen Sie durch einen HNO-Arzt die Art und den Grund herausfinden, und die Hörhilfe sollte dann das vom Fachmann (Hörgeräteakustiker) angepaßte Hörgerät sein.

Nachtrag: ich habe ein ähnliches Produkt gefunden, das bei Abnahme von 500 Stück 8,39 € kostet, es heißt: Light Small Sound Amplifier Adjustable Tone ITE Hearing Aid, Item T-HA-3002. Da lag ich doch gar nicht so schlecht.

 




No comments:

Post a Comment