Wednesday, August 7, 2013

MBST – eine weitere Magnettherapie

 

Ich stehe Magnettherapien äußerst kritisch gegenüber, aber vielleicht ist die MBST ja eine Ausnahme. MBST steht für Multi Bio Signal Therapie und ist eine Form von Magnetfeldtherapie. Sie beruft sich technisch auf die Kernspintomographie, die aus der Diagnostik breiten Bevölkerungsschichten bekannt ist („ich war im Kernspind“). „Die erzeugten Magnetfelder liegen im Millitesla-Bereich und sind somit gegenüber den feldern bei der diagnostischen Magnetresonanztomografie etwa um den Faktor 1000m schwächer.“ (Wikipedia) Hier taucht also schon ein Problem auf, um überhaupt ein Bild liefern zu können, muss das Magnetfeld deutlich stärker sein. Bei MBST soll aber schon ein sehr schwaches Feld eine Wirkung erzielen. Das ist nicht nachvollziehbar. Trotzdem wird die Methode beworben:eine Regeneration des Gelenkknorpels soll durch gezielte Aktivierung bestimmter Körperzellen, so dass Arthroseschmerzen verschwinden. Wie ein ungezieltes Millitesla-Magnetfeld aber gezielte Veränderungen bewegen soll, wird dabei nicht behandelt. Auch bei Osteoporose soll sich eine Besserung ergeben. Gerade für diese Behauptung gibt es gute Nachweisverfahren, die eine Verbesserung von Osteoporose aufzeigen könnten.
H. Jansen und Kollegen untersuchten: „Effects of low-energy NMR on posttraumatic osteoarthritis: observations in a rabbit model.” Link: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/21063883. Sie fanden einige Änderungen, aber kamen zu folgendem Schluss: „On behalf of these results, NMR for the treatment of posttraumatic OA cannot be recommended at this point of time.” Also eine negative Empfehlung.
A. Temiz-Artmann und Kollegen publizierten 2005 eine Studie zu MBST und Zellkulturen: “NMR in vitro effects on proliferation, apoptosis, and viability of human chondrocytes and osteoblasts.“ Link: http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16179956. “The study revealed that NMR treatment did not induce apoptosis or inhibit cell viability, but revealed a tendency of an elevated cell proliferation rate as observed by cell count.” Dabei wurden die Zellkulturen 9 Tage lang (!) unter dem Magnetfeld gehalten. Und alles, was herausgekommen ist: eine Tendenz zur Erhöhung der Proliferationsrate. 
Weitere Studien listet PubMed nicht auf, was nicht heißt, dass sie nicht vorhanden wären, aber sie sind nicht relevant.
Das VG Düsseldorf urteilte zur Erstattung der MBST am 27.04.2007 (AZ 13K8613/03): „Die hier in Rede stehende Multibiosignaltherapie ist eine der Pulsierenden Signaltherapie gleichzustellende Behandlung und folglich von dem Ausschluss mit erfasst.“ Link: http://openjur.de/u/119830.html
Das VG Köln urteilte zur Erstattung der MBST am 27.04.2007 (AZ19K1173/06) ebenso und schrieb in der Urteilsbegründung: „Das Informationsmaterial der MedTec GmbH enthalte keine Aussagen zu der Frage der allgemeinen wissenschaftlichen Anerkennung der Kernspin-Resonanz-Therapie. Dieses Heilbehandlungsverfahren sei mit der „Pulsierenden Signaltherapie" vergleichbar, deren wissenschaftliche Anerkennung das Verwaltungsgericht Freiburg mit Urteil vom 12. Juli 2001 - 6 K 432/99 - verneint habe.“ Link: http://openjur.de/u/120427.html
Überraschend einig sind sich hier Düsseldorf und Köln!
Die Beihilfe Kassel listet die MBST als ausgeschlossene Leistung: http://beihilfe.rp-kassel.de/static/abt1/ebeihilfe/ausg_behandlungen.htm.

Zusammenfassend ist die Studienlage für ein Verfahren, das schon über ein Jahrzehnt angewendet wird, äußerst dürftig. Wahrscheinlich sind diese Studien für eine Vermarktung auch nicht notwendig. Die Kostenerstattung für Patienten scheint auch nicht gewährleistet zu sein. Ich verordne dieses Verfahren jedenfalls nicht. 

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