Tuesday, March 7, 2017

Arthrose und Thymuspräparate



Kürzlich wurde ich aus Wien angeschrieben, was ich von Thymuspräparaten bei Arthrose halte. Ja, ich wurde sogar zu Bezugsquellen befragt. Ich nahm dies zum Anlass, mich näher damit auseinanderzusetzen. Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) hat dies bereits vor über 12 Jahren getan (1).

Thymusprärate sind als Thymus-Extrakte oder Thymus-Peptide auf dem Markt und werden aus dem Thymus von Kälbern, Schweinen, häufig aus Feten hergestellt. Die Präparate müssen injiziert werden, da die Thymus-Peptide im Magen zerstört würden. Die Immunreaktionen in Laborversuchen lassen sich nicht ohne weiteres auf Menschen übertragen. Es fehlt der Nachweis, dass die Präparate auch eine sinnvolle Wirksamkeit haben, wie z.B. die Verhinderung eines Fortschreitens von Arthrosen oder die Reduktion der Krankheitsaktivität einer rheumatoiden Arthritis. Diese Studien sind jedoch nicht vorhanden. Andererseits sind aber Nebenwirkungen „bis zum Vollbild eines lebensbedrohlichen allergiebedingten Schocks“ berichtet worden.

Etwas befremdet las ich die kurze Meldung in der Ärzte Zeitung im letzten Jahr (2): „Thymuspeptide unterstützen das Immunsystem“. Wenn man aber genauer liest, dann handelt es sich um Texte aus einer Pressemeldung, die unreflektiert verbreitet wurden. Man hätte einmal die Veröffentlichung in der Pharmazeutischen Zeitung anschauen können (3): „Thymuspeptide auf dem Weg in die Schulmedizin“. „Subcutan injizierte Thymuspeptide wirken offenbar über die dendritischen Zellen auf das Immunsystem. Diese mögliche Erklärung des bisher weitgehend unbekannten Wirkmechanismus […] basiert auf neuen In-vitro-Ergebnissen.“ Der überschwängliche Bericht bezieht sich auf einen begonnene Studie, nicht auf die Ergebnisse einer vollendeten Studie. Der Beitrag erschien in Ausgabe 14/1999! Vielleicht hat man sich auf den Weg gemacht, ist aber irgendwo steckengeblieben. Jedenfalls findet sich keine wissenschaftliche Studie in PubMed.





Thymus-Extrakte oder Thymus-Peptide gegen Arthrosen? Da rate ich aus drei Gründen ab: fehlender Wirksamkeitsnachweis und Nebenwirkungsrisiken sowie überflüssige Belastung Ihres Geldbeutels, denn die Kosten werden z.B. von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.

Links:

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