Tuesday, March 14, 2017

Homöopathisches Cortison?




Ich habe wieder einmal im Internet recherchiert und bin auf „homöopathisches Cortison“ gestoßen (1). Cortison wird korrekterweise im Deutschen mit K (also Kortison) geschrieben, aber das machen auch viele Ärzte falsch. Man benutzt gerne ein C, wenn es wissenschaftlicher aussehen soll; das machen eben auch Ärzte so. Andererseits lassen sich schnell Mogelpackungen identifizieren; wie z.B. auch das sogenannte Bio-Cortison (2).

Das natürliche Cortison Cardiospermum halicacabum ist sehr wirksam, …“ lese ich. Das sollte es auch sein. „Mit diesem „Cortison der Natur“ kann man auch Verbrennungen ersten Grades, infektiöse beziehungsweise allergische Dermatitis, Ekzeme und rheumatische Erkrankungen behandeln.“ Das ist aber nur so aufgelistet, ein Nachweis wurde nicht erbracht. „Im Gegensatz zum synthetisch hergestellten Cortison (Cortisonacetat) verursacht Cardiospermum halicacabum keinerlei negative Nebenwirkungen.“ Das will ich gerne glauben, aber hat es denn eine Wirkung, besonders, wenn es verdünnt wurde (D2)?

Cardiospermum halicacabum oder Ballonrebe ist zwar ein tropisches / subtropisches Gewächs, wired aber auch z.B. in Süddeutschland kultiviert. Gewächs. Wikipedia listet „Triterpensaponine, Halicarsäure, Catechingerbstoffe, Terpene, Phytosterole, Flavonoide, Quebrachitol“ als Inhaltsstoffe auf. Interessanterweise werden die grünen Pflanzenteile als Gemüse gegessen; ist aber noch nicht bei den Superfoods gelandet. Genutzt werden medizinisch Samen und Wurzeln.

Es gibt eine indische Studie aus dem Jahr 1985 (4). N. R. Pillai and N. Vijayamma untersuchten: „Some Pharmacological Studies on Cardiospermum halicacabum Linn”. Die Pflanze wird in der ayurvedischen Medizin genutzt. In der Studie fand man im Tiermodell entzündungshemmende und schmerzstillende Effekte, aber auch sedierende und cholinerge Wirkungen. Sedierend heißt beruhigend, einschläfernd. Als cholinerg bezeichnet man die Wirkung von Acetylcholin, einem wichtigen Botenstoff des Nervensystems. Hohe Konzentrationen von Acetylcholin findet man in Bienen-, Wespen- und Hornissengiften – das macht sie so schmerzhaft.

M.H. Huang und Kollegen veröffentlichten im Jahr 2010: „Antioxidant and anti-inflammatory properties of Cardiospermum halicacabum and its reference compounds ex vivo and in vivo.“ Sie schlussfolgerten: „The results showed that ECH might serve as a natural antioxidant and anti-inflammatory agent.” Das heißt aber, dass einerseits eine bestimmte Menge notwendig ist und die aber noch nicht am Menschen auf seine Wirksamkeit getestet worden ist.

Wo Kortison drauf steht, da sollte auch Kortison drin sein. Da ist aber kein Kortison drin. Die Urtinktur hat sicherlich anti-oxidative und wahrscheinlich auch entzündungshemmende Eigenschaften. Zur Wirkung bei Erkrankungen sollte man mangels entsprechender Studien keine Aussage machen. Kortisonartige Wirkungen dem homöopathischen Präparat anzudichten – ja, das ist Dichtung und Legende.


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