Tuesday, March 28, 2017

Superfood Cranberries



Wenn ich Cranberries lese, denke ich erst einmal an die Band The Cranberries mit Dolores O’Riordan, obwohl ich mich nur an die Songs Linger und Zombie erinnere. Aber es geht ja um das Superfood Cranberries. Für die Hörzu ist „Cranberry: Die stärkste Beere der Welt“ (1). Warum eigentlich Cranberry und nicht Kranbeere? Superfoods haben eben Supernamen und wenn Marvel Comics zustimmt, entwerfen wir ein Emblem für Superfoods nach dem Supermann-Zeichen. Ich würde allerdings auch nicht für Kulturpreiselbeere oder großwüchsige Moosbeere stimmen. Nun, bleiben wir bei Cranberries und schauen uns an, was die Magier des Marketings gezaubert haben. Oder auch, was für Dummheiten verbreitet werden: „In den USA und Kanada kannten sie [die Cranberries] bereits die Ureinwohner.“ (2) Der Satz soll doch aufzeigen, dass Cranberries schon lange bekannt sind, die USA gibt es allerdings erst seit dem 4. Juli 1776. Genauso gut kann man sagen, dass Urgermanen, Urkelten, was sage ich, der Homo sapiens bereits Brombeeren kannten. Wenn nicht, hätten sie sich zwar die Beine zerschrammt, hätten aber nicht überlebt. Das fängt nicht gut an bei den Superfood Promotern.

Was ist drin in Cranberries? 
In erster Linie findet man Wasser und dann Kohlenhydrate. Nennenswerte Mengen an Vitamin Mineralstoffe nur für Vitamin C und Mangan, wobei ein Manganmangel als Problem doch überschätzt wird. Das Internet ist voll von Warnungen vor Manganmangel. Der erwachsene Mensch benötigt 2-5 mg täglich (3). Besonders reich sind Haferflocken (4,5 mg/100 g), Heilbeeren (4,2 mg/100 g), Haselnüsse (5,7 mg/100 g) oder Sojabohnen (2,7 mg/100 g); und Cranberries? Die enthalten 0,36 mg/100 g. Es sind Antioxidantien wie Flavonole, speziell Proanthocyanidine wie Catechin und Epicatechin, vorhanden. Es ist auch Prunin nachgewiesen worden, das durch die Glucosidase in Galaktose und Naringenin gespalten wird. Naringenin ist aus Grapefruit Kernen bekannt und hat antivirale Eigenschaften.

Gesundheitliches
„Der kleinen Beere werden zu Recht große Heilwirkungen nachgesagt.“ Zu Recht nachsagen! Schauen wir einmal nach, wie es mit dem Nachweisen ist.
Herz-Kreislauf-System: „So scheint die Cranberry einen positiven Einfluss auf Gefäß- und Herz-Kreislauf-System zu haben.“ Eine Studie von M.M. Dohadwala und Kollegen zeigte akute Effekte, aber keinen dauerhaften Nutzen (4): „Effects of cranberry juice consumption on vascular function in patients with coronary artery disease.“ Eine Fallstudie warnt vor einer Interaktion von Warfarin (bei uns Phenprocoumon) und Cranberries, so dass es zu Blutung, ja auch Blutungen mit tötlichem Ausgang kommen kann. Und eine Studie (6) zeigt auf, dass Herznebenwirkungen einer Chemotherapie (Doxorubicin) durch Cranberries bei Ratten abgemildert werden können. Also mehr Schein als Sein.
Blasenentzündung und Harnwegsinfekte: „Im frühen Stadium kommt ihnen [den Proanthocyanidinen der Cranberries] die Wirkungsweise eines Antibiotikums zu.“ Das eben nicht. Antioxidantien zeigen antimikrobielle Effekte, aber hier geht es um den Nachweis einer Wirksamkeit beim Harnwegsinfekt. Anderswo lese ich, dass Procyanidine „antibakterielle Bitterstoffe“ sind, „die bei Entzündungen hilfreich helfen.“ Das schreitet eben fortschreitend fort. Na gut! Eine Cochrane Metaanalyse aus dem Jahr 2008 zeigte nur bei jungen Frauen einen geringen Effekt. Eine Studie aus dem Jahr 2011 zeigte bei an weiblichen College-Studenten keine Unterschied von Cranberrysaft zu einem Placebosaft. Bakteriostatische Wirkungen im Urin von Cranberrysaft Trinkern ließen sich nicht nachweisen.
Mundhygiene: Eine indische Studie aus dem Jahr 2015 untersuchte die Bildung von Zahnbelag (7). Man fand eine Reduktion von Bakterien (Streptococcus mutans) bei den Probanden, die einen Auszug aus Cranberries bekommen hatten. Die A-förmigen Proanthocyanidine besitzen Anti-Adhäsions-Effekte und dadurch wird die Bildung von Zahnbelag reduziert. Allerdings sind sie nicht wirksam gegen Bakterien in den Stirnhöhlen oder im Darm.
Zusammenfassend gibt es belegbare Hinweise auf Effekte der Proanthocyanidine in Cranberries, die zur Verbesserung der Mundhygiene geeignet scheinen. Hier müsste geprüft werden, ob die gekaute Beere nicht besser wirksam ist als z.B. gezuckerte Cranberry Nektar. Für weitere Anwendungen sieht die wissenschaftliche Lage nicht belastbar aus.

Superfood oder nicht?
Cranberries sind für mich kein Superfood. Heimische Beeren wie Heidelbeeren, Himbeeren, Holunderbeeren oder Brombeeren überzeugen mich mehr. Aber ich will auch keinen Cranberry / Heidelbör Krieg mit Herrn Trump beginnen.


Links: 


Weitere Bewertungen von Superfoods unter dem Stichwort "Superfoods" hier auf diesem Blog.

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