Tuesday, May 9, 2017

Gibt es Neues zu Weihrauch bzw. Boswellia serrata?




Ich habe über Boswellia serrata (mir wird von Korrekturprogramm Böswillig für Boswellia vorgeschlagen) bereits mehrfach geschrieben, u. a. hier: [1,2]. Nun kam eine meiner Patientinnen, die es seit Jahren nimmt, so dass ich dachte, es sei an der Zeit, über Boswellia serrata nachzucherchieren.

Hermann P.T. Ammon hatte 2009 veröffentlicht: „Indischer Weihrauch (Salai guggal) bei rheumatoider Arthritis und Osteoarthritis“ [3]. „Bisherige klinische Studien sprechen dafür, dass sich Extrakte aus dem Gummiharz von Boswellia serrata günstig bei rheumatoider Arthritis sowie bei Osteoarthritis auswirken.“ Allerdings räumt er ein: „Allerdings sind die erhobenen Fallzahlen gering und eine Reihe von Studien leidet unter Mängeln.“ Nun ist Ammon kein Niemand in der deutschen Medizin-Szene und eines der wichtigsten Bücher für mich steht griffbereit über meinem Schreibtisch. Allerdings war Ammon damals bereits emeritiert (2001).


„Die medikamentöse Therapie beider Erkrankungen [Rheumatoide Arthritis und Osteoarthritis] besteht vor allem in der Verabreichung nichtsteroidaler Antirheumatika, Glukokortikoiden, Goldpräparaten, Immunsuppressiva u.a.“ Das stimmt so nicht. 2009 wurde bei der rheumatoiden Arthritis kaum noch Gold eingesetzt, da es bereits seit einem Jahrzehnt Biologika gab. Und die Osteoarthritis oder Polyarthrotse wird und wurde nicht mit Immunsuppressiva oder Gold behandelt.
Interessant ist noch, dass Ammon etwa zehn Jahre zuvor einen ähnlichen Artikel veröffentlicht hatte, der von der Rheumatologie in Ratingen heftigt angegangen wurde [4]. Die Ratinger Kollegen hatten nahezu die Hälfte der Patienten in eine Studie zu Weihrauch eingeschlossen und wiesen darauf hin: „Eine Auswertung der Zielgrößen nach sechs und zwölf Wochen zeigte keinen Vorteil des Verum.“ D.h. Boswellia serrata war bei rheumatoider Arthritis nicht wirksam. Sie wiesen auf andere Lipoxygenase-Inhibitoren hin: „Auch die Einführung von anderen 5-Lipoxygenase-Inhibitoren zur Therapie der chronischen Polyarthritis scheiterte an einer mangelnden klinischen Wirkung trotz deutlicher Hemmung der 5-Lipoxygenase.“ D.h. der Wirkmechanismus stimmt schon, aber ist zu unbedeutend, um einen messbaren Vorteil in der Therapie zu erbringen. Die Lipoxygenasen sind weniger wichtig als die Cyclooxygenasen (gegen die NSAR wie Ibuprofen, Diclofenac, Coxibe eingesestzt werden) [5].

2014 gab es eine Veröffentlichung von S. Umar und Kollegen [6]: „Boswellia serrata extract attenuates inflammatory mediators and oxidative stress in collagen induced arthritis.“ Hier aus den Ergebnissen: „The effects of treatment in the rats were assessed by biochemical (articular elastase, MPO, LPO, GSH, catalase, SOD and NO), inflammatory mediators (IL-1β, IL-6, TNF-α, IL-10, IFN-γ and PGE2), and histological studies in joints.” Die Forscher überlegen, dass die Hemmung von proinflammatorischen Zytokinen und Modulation des Antioxidans-Status bei Ratten über die Modulation des Immunsystems vermittelt werden könnte. Das ist der aktuelle Stand der Wissenschaft – eine Studie an Ratten.

Könnte etwas dran sein an einer Therapieoption von Weihrauch-Kapseln? Ich will das gar nicht apodiktisch ausschließen. Aber einen wissenschaftlichen Beleg sind uns die Weihrauch-Kapseln auch nach über dreißig Jahren der Anwendung schuldig geblieben. Ich werde  sie jedenfalls nicht erordnen.

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