Monday, June 12, 2017

Meine Meinung zu MMS / Natriumchlorit




Ich bekam eine lange Zuschrift zu meinem Blogpost „Ist MMS ein Wundermittel?“ vom 10.04.2014 [1]. MMS bzw. Natriumchlorit hat die Summenformel NaClO2. Man kann es leicht verwechseln mit Kochsalz (Natriumchlorid), Summenformel NaCl. Natriumchlorit benutzt man zur Herstellung von Chlordioxid, und das benutzt man zur Desinfektion von Wasser.

Der Schreiber vermutet bzw. fragt: „Könnte es sein, dass Sie durch die Verbreitung dieser Methode Sorge tragen, dass Ihnen auf lange Sicht Patienten fehlen werden?“ Nein, gerade nicht. Ich habe, wie viele andere Rheumatologen, zu viele Patienten, so dass ich meinen Stammpatienten raten muss, die Termine für in 6-9 Monaten jetzt zu verabreden, weil diese sonst bei der nächsten Vorstellung bereits vergeben sind.

Nach einem verschwörungstheoretischen Rundumschlag kommt, wie so häufig: „Ich will nicht unterstellen, dass Sie zu diesen Ärzten zu zählen sind, die den hippokratischen Eid als überholt ansehen. Manche meinen, dass dieser Eid ja vor etwa 2400 Jahren aktuell war und heute keine Bedeutung mehr besitzt.“ Vielleicht hätte sich der Schreiber einmal ansehen sollen, was ich unter „Der Eid des Hippokrates“ 2012 geschrieben habe [2].

Im End Teil schrieb er dann: „Wenn ich zusehen konnte, wie Asthma, Typhus, Magenentzündungen, jegliche Art von Entzündungen innerhalb weniger Tage auf Dauer verschwunden waren, sind das eindeutige Beweise.“ Nein, das sind keine Beweise. Deshalb macht man Studien.

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat im Jahr 2015 die „Miracle Mineral Supplement“-Produkte MMS und MMS2 der Firma Luxusline Ltd. als zulassungspflichtige Arzneimittel eingestuft. [3] Der Hersteller von MMS und MMS2 macht eindeutige Heilversprechen, gibt arzneiliche Zweckbestimmungen und Dosierungsangaben an, und weist auf die Möglichkeit starker Nebenwirkungen wie Durchfall und Übelkeit hin. Das BfArM führte in seiner Presseerklärung aus: „ Den Giftnotrufzentralen liegen Fälle von Erbrechen, Atemstörungen und Hautverätzungen bei der Einnahme von MMS vor. Auch in Großbritannien, Kanada, Frankreich, der Schweiz und den USA wurden nach Einnahme von MMS unerwünschte Wirkungen wie Übelkeit, Erbrechen oder Durchfall, Nierenversagen, Verätzungen der Speiseröhre sowie Atemstörungen durch Schäden an roten Blutkörperchen beobachtet.“

Wie das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM), die US-amerikanische Food and Drug Administration (FDA), das Schweizer Bundesamt für Gesundheit (BAG), der Behörde Health Canada und weiteren [4] bleibe ich bei meiner Einschätzung aus dem Jahr 2014, dass es sich bei MMS nicht um ein Wundermittel sondern um Quacksalberei handelt. Vergessen Sie die Heilsversprechungen sofort und nehmen Sie das Zeug auf keinen Fall.


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