Thursday, March 28, 2024

Sammelsurium (251) 28.03.2024

 


Nanu?
„Schau an, schau an“, rief der „Schriftsteller“, „da ist ja Patricia Macintosh, die ich in Kapitel 2 des FortsetzungsRomanes vergessen hatte. Und -: wie kommt sie hierher?“  

Ingenieure
Mein Vater war Ingenieur, mathematisch interessiert. Er ist war ein Mensch exakter Pläne. Was so weit führte, daß auch die HolzEisenbahn meines kleinen Bruders nach Plan im Maßstab 1:soundso viel aufgebaut wurde. Gerade dieses Planen war einmal Anlaß, sich über Väter auszutauschen. Eine befreundete  Krankenschwester richtete sich ein. In das Apartment kamen ein Tisch, ein Stuhl und ein Bett sowie ein Schrank. Ihr Vater hatte ihr dabei geholfen, aber erst, nachdem er einen Plan gemacht hatte und ich fragte sie: „Dein Vater ist bestimmt Ingenieur?“ Was sie vehement bestätigte. Mein Vater hatte ein großes Interesse am Fotografieren. Und ich meine mittlerweile, daß es in der frühen Phase dieses BelichtungsMessen, AusRechnen wie Blende und BelichtungsZeit zueinander am besten standen, ihm besonderen Spaß gemacht hatten. Allerdings hatte er auch später an Automatik-Kameras seine Freude. Wenn wir in den Urlaub gefahren sind, waren teilweise große AutoStrecken zu fahren. Mein Vater hat die Strecken ausgeradelt. Das kennt die jüngere Generation wahrscheinlich nicht mehr. Da wurde auf der LandLarte mit einem kleinen Rädchen ausgemessen, wie lang die Strecke war.

FederHalter
Muriel Spark [1] schrieb mit Federhaltern, die sie wegwarf, wenn jemand anderes sie berührt hatte [2]. Na, so bin ich nicht, auch wenn ich es niemals haben konnte, daß jemand meinen Füllfederhalter benutzte.

Sextant
In Büchern, die ich früher gelesen habe, wurde das Wort Sextant benutzt, besonders in den Romanen um Horatio Hornblower oder Richard Bolitho. Ob es noch in der Marine oder Handelsmarine gebraucht wird? Ja, also warum hört man plötzlich nichts mehr vom Sextanten [3]? Aber immerhin gibt es ja noch das Sternbild. Vielleicht hat jemand den Septanten erfunden?

Grau
In allen möglichen Schattierungen von Grau hatte sich der Himmel über Tag versucht -: in dem wüstenSandfarben anGehauchten Grau, in Schiefergrau, in dem schönen Blaugrau und schließlich gegen Abend so eine rotes Feuer zwischen WolkenBänken Zu dulden. Kurz nur, dann war Schicht und das Grau ging über in ein sehr dunkles Grau und dann in ein schwarzes Nichts.

Schweigen
Manche Menschen meinen, daß Schweigen besser zur Nacht passe, aber die Dunkelheit lässt die Töne viel schöner, voller, farbiger klingen. Das Schweigen paßt mehr zur Wüste oder einer Landschaft völlig mit Schnee bedeckt. Und was ist mit Grün?  Grün, das ich im Wind wiegt? Das schweigt sowieso, wenn wir es nicht mähen.

Wir stammen von den Riesen ab
Ich hatte gerade eine Idee, die hätte von Erich von Däniken oder einem anderen Schwurbler stammen können. Natürlich stammen wir von Außerirdischen ab, nennen wir sie die Orioniden. Die Orioniden waren sehr viel größer als wir. Sie waren die reinsten Riesen, denn sie stammten von einem Planeten mit höherer Gravitation. Und wir hier auf der Erde konnten als NachKommen der Orioniden mit sehr viel weniger Größe viel besser zurecht kommen. Aber die RiesenSkelette liegen noch in verborgenen Tiefen, ihr werdet sehen.

Worte
Wir achten zu sehr auf die geStohlenen Worte und zu wenig auf die verStohlenen Worte.

Träumen
Wie nur kann ich mich in deinen Traum träumen?  

Unerträgliche Leere
HotelKorridore sind mit Teppichen ausGelegt. Der Besitzer meint wahrscheinlich, damit die Gäste sich nicht gegenseitig stören. Ich meine vielmehr, daß sie den Hall von Schritten mindern sollen, der sonst die Korridore noch leerer machen würde. Unerträglich leer.

Scherben
„Die Scherben vor meinem Fenster / Bethaut’ ich mit Thränen, ach!“ ~ Johann Wolfgang von Goethe [4]



Links und Anmerkungen:
[1] Dame Muriel Spark, DBE (geboren am 1. Februar 1918 in Edinburgh; gestorben am 13. April 2006 in Florenz; gebürtig Muriel Sarah Camberg) war eine britische Schriftstellerin. https://de.wikipedia.org/wiki/Muriel_Spark  
[2] Diogenes. Eine illustrierte Verlagschronik mit Bibliographie 1952–2002. Aufgezeichnet von Daniel Kampa. Zürich 2003. ISBN: 978-3-257-05600-6.
[3] Ich bin überrascht, daß man dieses Wort zuläßt.
[4] https://faustedition.net/print/faust.21 Zeile 3608 und 3609.


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LYRIK-Taschenkalender 2016 16. KW 28.03.2024

 



Michael Braun hat den LYRIK-Taschenkalender 2016 herausgegeben und zusammen mit Henning Ziebritzki alle am Taschenkalender beteiligten Autoren  mit je einem Gedicht vorgestellt und kommentiert. Die 17 Dichterinnen und Dichter stellten jeweils zwei Lieblingsgedichte mit Kommentar vor. Diesen Taschenkalender habe ich nun wieder herausgesucht, denn er hatte mich eingeladen zum Annotieren und Assoziieren, zum Erstellen von GegenEntwürfen. Vielleicht so auch ein wenig wie Daniel Spoerris: An Anecdoted Topography of Chance (1966 Something Else Press, New York / Cologne). Diese Annotationen stammen aus den Jahren 2022-2024.


16. KW
August Graf von Platen: Ghaselen 25


Du Toter,
Wenn du sprechen könntest,
Wär' dir dein Grab zu kühl?
Den Toten stört sein Grab nicht,
Was ihn nun stört und freut,
Das können wir nicht wissen.   

Der Keim wurzelt, treibt und wächst heran. Der Tod entwurzelt.

Letzte Stunde
    in deiner
Letzten
Stunde
Noch
Machst
Pläne
Du
Wie
Jeden
Tag
Und
Auch
Wenn
Keiner
Sich
ErFüllet
Gut, daß
    Du
Ihn geMacht
 

16. KW
Kommentar: Tobias Roth

Das Alte Testament – ja auch, aber was ist mit der persischen Dichtung,  lieber Tobias Roth?

Aus dem Nichts
    aus dem
Nichts
Kommt
Das
Leben
Und
Lädt ein
Sich
In
Diese
Welt
Bis
Der
Tod
Es
Wieder ins
 Nichts
ZuSammen drückt

„..., nimmt der Druck überhand, bis der Eimer zerschellt an der Quelle und das Rad zerbrochen in den Brunnen fällt (Kohelets 12,6), bumm“ -: Ein Freund berichtete über einen Mann, der nach jedem zweiten Satz „Fakt – bumm!“ sagte, wahrscheinlich aus falsch verstandenem Faktum, also Fak-tum, entstanden.

 



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Wednesday, March 27, 2024

WIN [1] Curcuma


Was ist Curcuma? Zunächst ein Gewürz, das meist in Curry verwendet wird.  Curcumin ist der orange bis gelbe Farbstoff, der im indischen Gelbwurz vorkommt. Curcuma (auch Kurkuma im Deutschen), Gelbwurz oder Turmeric kann man sich im Lebensmittelhandel besorgen; dummerweise ist der Name Gelbwurz doppelt vergeben, es gibt noch ein Hahnenfußgewächs, das aber mit dem indischen Gelbwurz nichts zu tun hat. Gelbwurz weist auf das Rhizom hin. Gelbwurz gehört zur Familie der Ingwergewächse. Curcuma wurde in Deutschland lange Zeit fast ausschließlich als Pulver verkauft, ist aber mittlerweile auch in Supermärkten wie Ingwer frisch erhältlich.

Über Curcuma habe ich schon mehrfach berichtet [2] und jetzt kam eine alarmierende Nachricht, so daß ich mich entschlossen habe, nochmals etwas zu Curcuma zusammenzustellen und mich erneut zur Lage der wissenschaftlichen Studien zu informieren.

Curcumin ist ein Polyphenol, das entzündungshemmende Wirkungen durch Herabregulation von entzündlichen Transkriptionsfaktoren (wie NF-kappa B), Enzymen (wie Cyclo- und Lipoxygenasen) und Zytokinen (wie Tumornekrosefaktor, Interleukin 1 und Interleukin 6) vermittelt. Zusammenfassend hat Curcumin in-vitro („im Reagenzglas“) krebshemmende, antioxidative und entzündungshemmende Wirkungen gezeigt und ist dmit interessant für die Humanmedizin. Ein wesentliches Problem besteht allerdings  in der geringen Aufnahme über den Magen-Darm-Trakt [3]. Anscheinend kann man aber doch die Aufnahme steigern (z.B. durch Piperin). Aber ich schrieb bereits vor 6-7 Jahren: „Curcuma ist in der indischen Kultur etabliert, und in Anwendungen als Gewürz und ayurvedisches Heilmittel kann man von Sicherheit ausgehen. Kann man das aber auch für die verbesserte Bioverfügbarkeit sagen? Kann man ausschließen, dass Nanopartikel aus Curcumin sich in Zellen anhäufen? Ich weiß das nicht. Aber diese Bedenken sollten durch wissenschaftliche Untersuchungen zerstreut werden, bevor man Curcumin als Medikament einsetzt.“

Nun wird aber bereits Curcumin als Nahrungsergänzungsmittel gegen Schmerzen eingesetzt. Der Artikel, der mir vorgelegt wurde, berichtet über eine 36jährige Frau, die wegen Kniegelenkschmerzen sechs Monate lang 2g Curcumin (zulässige Menge) täglich eingenommen hatte [4]. Sie stellte sich in der Klinik vor und zeigte das Bild einer hepatozellulären Schädigung mit Gelbsucht (Ikterus); die Laborwerte waren so hoch, wie man sie bei einer akuten Hepatitis findet. Die sogenannten Transaminasen (Laborwerte) lagen sechs Wochen nach Absetzen von Curcumin wieder im Normbereich. Das Bilirubin lag aber noch über sechs Monate lang über der Norm.

Ich forschte dann weiter und fand den Artikel einer italienischen Gruppe, die sieben Erkrankungen in der Toskana beobachtet hatten [5]. Für mich erschreckend war besonders der Fall einer 61jährigen Frau, die lediglich zwei Wochen lang 250mg eingenommen hatte. Ihre Laborwerte sahen genauso katastrophal aus.
In der Übersichtsarbeit von Zrinka Djukić Koroljević und Kollegen [6] heißt es: „Die am besten untersuchten Tagesdosen für die Curcumin-Einnahme liegen bei 1000–2000 mg/Tag, was auch den Dosen entspricht, die die meisten Autoren empfehlen. Weitere Forschung ist erforderlich, um die präventive Rolle von Curcumin bei der Pathogenese von Arthrose, die Auswirkungen der Langzeitanwendung von Curcumin zu präventiven Zwecken und zur Behandlung von Arthrose zu bestimmen sowie optimale therapeutische Dosierungen zu bestimmen.“ Mir fehlt dabei der Hinweis auf Studiendesigns, die auch die Sicherheit im Auge behalten.

Im Jahr 2022 veröffentlichten Liuteng Zeng und Kollegen eine Metaanalyse [7], die zu dem Ergebnis kam: „Curcumin und Curcuma longa-Extrakt können die Symptome und das Entzündungsniveau bei Menschen mit Arthritis verbessern. Aufgrund der geringen Qualität und geringen Anzahl der RCTs müssen die Schlussfolgerungen jedoch sorgfältig interpretiert werden.“ Einschränkend muss gesagt werden, daß die Autoren Studien zu sehr heterogenen Erkrankungen in die Analyse einbezogen haben, nämlich: Ankylosierende Spondylitis (AS), rheumatoide Arthritis (RA), Osteoarthritis (OA) [Polyarthrose], juvenile idiopathische Arthritis (JIA) und Gicht/Hyperurikämie. Und auch hier fehlt die Sicherheitsanalyse.

Ich halte Curcuma weiterhin für ein Supergewürz, auf das Sie nicht verzichten sollten. Mischen Sie Ihr eigenes Curry (das macht die indische Hausfrau sowieso). Bei gleichzeitigem Gebrauch von schwarzem Pfeffer könnte sich die Aufnahme verbessern. Ich esse fast täglich ein Currygericht. Aber als Medikament sollten Sie es nicht ansehen. Und bis Studien zur Sicherheit vorliegen, sollten Sie die frei verkäuflichen Präparate meiden, denn der Hersteller eines Nahrungsergänzungsmittels haftet nicht nach dem Arzneimittelgesetz.


Links und Anmerkungen:
[1] WIN bedeutet „What is new“ und wird gerne bei Kongressen benutzt, um die Vortragsreihen zu kennzeichnen, bei denen neue Entwicklungen gezeigt werden. Hier will ich unter WIN Themen aufgreifen, die ich früher einmal bearbeitet hatte und nun auf neue Erkenntnisse hin untersuchen möchte.
[2] http://rheumatologe.blogspot.com/2017/02/superfood-curcuma.html und http://rheumatologe.blogspot.com/2017/05/curcuma-als-medikament.html  
[3] In einer Bachelorarbeit schreibt Sunita Chhatwal [3a]: „Als allererstes fällt auf, dass durch die Einnahme von dem Gewürz Curcuma, in dem nur 2–5% Curcumin enthalten ist, keine medizinischen Heilwirkungen erzielt werden können. Die geringe Konzentration verbunden mit der niedrigen Bioverfügbarkeit wird keinen Effekt auf den Körper ausüben. Laien, die in Zeitschriften auf die Wirksamkeit von Curcuma aufmerksam gemacht und durch den täglichen Verzehr in den Glauben versetzt werden, etwas Gutes für ihre Gesundheit getan zu haben, werden getäuscht.“ Zitiert aus [3b].
[3a] http://edoc.sub.uni-hamburg.de/haw/volltexte/2015/2852/pdf/Sunita_Chhatwal_BA.pdf ist leider nicht mehr aufrufbar.
[3b] https://rheumatologe.blogspot.com/2018/11/dph-weihrauch-spezial-3000.html
[4] Nadia Smati, Crystal Xue, Manasa Vallabhaneni, et al. A Case of Turmeric-Induced Liver Injury. AIM Clinical Cases.2023;2:e230090. [Epub 21 November 2023]. https://doi.org/10.7326/aimcc.2023.0090   
[5] Lombardi N, Crescioli G, Maggini V, et al. Acute liver injury following turmeric use in Tuscany: An analysis of the Italian Phytovigilance database and systematic review of case reports. Br J Clin Pharmacol. 2021; 87: 741–753. https://doi.org/10.1111/bcp.14460  
[6] Originatext: „The most researched daily doses of curcumin intake are 1000-2000 mg/day, which would also be the doses that most of the authors recommend. Further research is needed to determine the preventive role of curcumin in the pathogenesis of OA, the effects of long-term usage of curcumin in preventive purposes and treatment of osteoarthritis, as well as to determine optimal therapeutic dosages.“
Koroljević ZD, Jordan K, Ivković J, Bender DV, Perić P. Curcuma as an anti-inflammatory component in treating osteoarthritis. Rheumatol Int. 2023 Apr;43(4):589-616. doi: 10.1007/s00296-022-05244-8. Epub 2022 Nov 17. PMID: 36394597. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/36394597/
[7] Original: „Curcumin and Curcuma longa Extract may improve symptoms and inflammation levels in people with arthritis. However, due to the low quality and small quantity of RCTs, the conclusions need to be interpreted carefully.“
Zeng L, Yang T, Yang K, Yu G, Li J, Xiang W, Chen H. Efficacy and Safety of Curcumin and Curcuma longa Extract in the Treatment of Arthritis: A Systematic Review and Meta-Analysis of Randomized Controlled Trial. Front Immunol. 2022 Jul 22;13:891822. doi: 10.3389/fimmu.2022.891822. PMID: 35935936; PMCID: PMC9353077.
https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/35935936/  


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Tuesday, March 26, 2024

Fraktur und Tätowierungen der Nazis

 



Ich habe ja eine merkwürdige Art, Spanisch zu lernen, zum Beispiel über die Podcasts von Estación Sur bei Cosmo Radio [1] oder über das Lernen von Vokabeln, Bücher und Comics lesen oder über as Anhören und Ansehen vonVideos. so zum Beispiel von einer spanischen Linguistin bzw. Sprachlehrerin, die auf Facebook und  anderen Plattformen postet. Sie nennt sich Linguriosa und dahinter verbirgt sich Elena Herraiz [2].

Vor einigen Tagen hörte und sah ich etwas von ihr über Frakturschrift [3]. Das Video trägt den Titel: ¿Qué se tatuaban los NAZIS? [4] Ich schrieb einen Kommentar: “Estoy interesado en la fuente de la transfusión incorrecta especificando el grupo sanguíneo en la escritura Fraktur, porque todavía no he encontrado esta pista interesante. Por cierto, Jussi Adler-Olson incluyó en su libro "La casa del alfabeto" una falsa transfusión provocada por un tatuaje, pero no tuvo nada que ver con la escritura Fraktur.“ [5] Darauf erhielt ich bisang keine Antwort. Ein anderer Kommentar lautete: „Me parece una buena idea.“ [6] Warum das keine so gute Idee ist, werde ich später zeigen.

Frakturschrift ist für viele Menschen heute verwirrend, ob sie nun aus Deutschland stammen oder nicht. Der Streit um die Schrift begann auch nicht erst in der Nazi-Zeit, sondern der Kampf der Schriften (Antiqua oder Fraktur) startete bereits im späten 19. Jahrhundert [7]. Adolf Hitler äußerte sich bereits 1934 gegen die Fraktur, in der er „romantische Vorstellungen“ sah, ihm paßte die  „vermeintliche gotische Verinnerlichung schlecht in das Zeitalter von Stahl ...“, also der Vorstellung seines Reiches. Erst 1941 wurde aber auf Antiqua umgestellt. Der Grund waren: Anordnungen in besetzten Gebieten konnten nicht gelesen werden bzw. erst gar nicht gedruckt werden, weil die bestehenden Druckereien Antiqua benutzten.

Linguriosa berichtet, daß die Waffen-SS mit Fraktur-Buchstaben ihre Blutgruppe eintätowiert bekommen hatten und es zu Fehltransfusionen gekommen sei. Jussi Adler-Olson hat in seinem Buch „Das Alphabethaus“ [8] beschrieben, wie sich einer der Protagonisten die Blutgruppe eines verstorbenen Waffen-SS-Offiziers eintätowiert und dadurch später eine nicht kompatible  Transfusion bekommt; das hatte jedoch nichts mit der Frakturschrift zu tun. Probleme hatte man auch mit Fraktur-Initialen bei den falschen Hitler-Tagebücher, die der STERN begonnen hatte abzudrucken [9]. Dabei hatte der Fälscher die Buchstaben A und F vertauscht, denn er wollte die Tagebücher mit den Initialen A.H. schmücken, hatte dann aber F.H. genommen. Es ist mir aber besser aus dem Film [10] in Erinnerung, wie man daraus bei der Zeitschrift Führer-Hauptquartier gemacht hat.

Die Tätowierungen waren entweder A, B, AB oder O. Da kann man sich auch nicht bei Fraktur irren. Etwas anderes war der Fall und das kann man auch auf Wikipedia nachlesen – sogar auf Spanisch [11]. Man wußte erst nach dem 2. Weltkrieg etwas über den Rhesus-Faktor und die Unverträglichkeiten waren darauf zurückzuführen. Deshalb halte ich es auch nicht für eine gute Idee, sich die Blutgruppe eintätowieren zu lassen, zudem es noch mehr Möglichkeiten gibt, daß eine Transfusion unverträglich wäre. Dafür testet man heute ganz anders. Die Blutgruppe nach ABO  kann man innerhalb einer Minute am Bett testen und vor einer Transfusion muss der Arzt dies auch am Bett testen. Das Wissen um die eigene Blutgruppe gibt keinen Vorteil und als Arzt dürfte man sich darauf auch nicht verlassen.

Einen Vorteil hatten jedoch die Tätowierungen der Waffen-SS – man hat dadurch Kriegsverbrecher identifizieren können. So hatte es auch etwas Gutes.


Links und Anmerkungen:
[1] COSMO en español – https://www1.wdr.de/radio/cosmo/programm/sendungen/estacionsur/livestream-estacion-sur-100.html
[2] Elena Herraiz Medina – https://es.wikipedia.org/wiki/Elena_Herraiz  
[3] https://www.facebook.com/reel/1098050024607566
[4] Etwa: „Daß sich die Nazis tätowiert haben?!“
[5] Etwa: „Mich interessiert die Quelle der falschen Transfusion unter Angabe der Blutgruppe im Fraktur-Skript, da ich diesen interessanten Hinweis noch nicht gefunden habe. Übrigens hat Jussi Adler-Olson in seinem Buch „Alphabet House“ eine durch eine Tätowierung verursachte falsche Transfusion aufgenommen, die jedoch nichts mit der Frakturschrift zu tun hatte.“
[6] Etwa: „Ich denke, das ist eine gute Idee.“
[7] Zum Antiqua-Fraktur-Streit: https://de.wikipedia.org/wiki/Antiqua-Fraktur-Streit
[8] Jussi Adler-Olsen: Das Alphabethaus. dtv, München 2012. ISBN: 9783423248945.
[9] https://de.wikipedia.org/wiki/Hitler-Tageb%C3%BCcher  
[10] Schtonk!; satirischer Spielfilm von Helmut Dietl aus dem Jahr 1992. https://de.wikipedia.org/wiki/Schtonk!
[11] https://es.wikipedia.org/wiki/Tatuaje_del_grupo_sangu%C3%ADneo  
[12] PS. ich habe extra eine Seite Fraktur aus einem alten Gesangbuch mit Liedern zum nahen Osterfest als Beispiel ausgewählt.
 
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Küchenschellen und Narzissen in der Eifel - JETZT!

 


Ich habe gerade beschlossen, gegen eigene Interessen zu schreiben, und zwar wegen der Küchenschellen und der Narzissen in der Eifel. Das sind hier absolute Geheimtipps, denn sowohl Narzissen wie auch Küchenschellen blühen aktuell. Eigentlich können die Narzissen von März bis Mai blühen, aber wir (meine Schwägerin und mein Bruder kommen noch dazu) sind trotzdem der Meinung, daß sie dieses Jahr früher blühen als in den Jahren zuvor. Und ich könnte mir fast vorstellen, daß ein Narzissenfest Ende April zu spät kommt.

Die Küchenschellen im Gillesbachtal besuche ich jedes Jahr und darüber habe ich auch schon berichtet [1]. Die Gewöhnliche Küchenschelle oder Kuhschelle (Pulsatilla vulgaris) gehört in die Familie der Hahnenfußgewächse (Ranunculaceae) und ist in West- und Mitteleuropa verbreitet. Weitere Namen sind Wolfspfote, Bocksbart, Schlafblume und Hackerkraut. Sämtliche Bestandteile der Pflanze sind giftig. Aber sie wird auch gerne als Gartenpflanze angepflanzt, wie von meiner Schwägerin. Die Küchenschelle ist eigentlich eine Kühchen-Schelle, also die Glocke, die man einer Kuh umhängt, und da hat man gleich die ungewöhnliche Diminutivform gewählt. Ich war gestern dort und die Temperatur ging bis knapp über 0° C hinunter, so daß die Küchenschellen etwas armselig wirkten, aber ich nehme an, daß sich dies in den nächsten Tagen verbessern wird. Aber auch aktuell lohnt
sich der Besuch.


Bei den Narzissen ist es auch bereits so weit. Auch über sie hatte ich schon errichtet, da ein Besuch der Wiesen ein Muß ist [2]. Übrigens bin ich noch nie „auf der Wies'n“ gewesen – ich bin mir sehr sicher, daß dies auch in der Zukunft so bleiben wird. Blasmusik, Bier und Reihern ist auf den Narzissenwiesen eher nicht zu Hören, zu sehen und zu riechen. Jemand hat  hier einmal 6 Millionen Narzissen gezählt oder vielleicht doch eher geschätzt. Sehenswert sind sie auf jeder Wiese auch in kleinerer Zahl. Aber es sind nicht nur die Narzissen zu bewundern. An allen Ecken finden sich weitere interessante An-/Aussichten der/in die Natur. Das Glucksen des Perlbaches begleitet die WanderInnen.
Und hier noch der wirkliche Geheimtipp [3]: Bruder und Schwägerin rieten mir einmal, anstatt der überlaufenen Orte im Perlenbach-, Olef- oder Fuhrtsbachtal doch über die Grenze in die Gegend von Mürringen zu fahren, denn an der Holzwarche seien weniger Leute unterwegs. Die Holzwarche entspringt am Losheimergraben und mündet nach 8 km in den Stausee von Büttgenbach. Der relativ naturnahe Zustand macht den Reiz dieses Gewässers aus und deshalb gedeihen dort auch die Narzissen. Die Holzwarche ist ein Nebenbach der Warche. Der Name Warche ist keltischen Ursprungs. Interessanterweise ließ sich über die Quelle und die Bedeutung des Wortes Warche nicht mehr in Erfahrung bringen. Oft sind es doch Toponyme, die uns auf die Vergangenheit verweisen.

Und noch ein Tipp: es gibt nur beschränkt Parkplätze, deshalb sollte man sich den Wecker auf sehr früh stellen, wenn man keine Unterkunft direkt in der Nähe hat.



Links und Anmerkungen:
[1] Küchenschellen in der Eifel – https://rheumatologe.blogspot.com/2020/04/kuchenschellen-in-der-eifel.html oder Die Küchenschellen vom Gillesbachtal – April 2022 – https://rheumatologe.blogspot.com/2022/04/die-kuchenschellen-vom-gillenbachtal.html
[2] Perlenbachtal revisited – https://rheumatologe.blogspot.com/2021/04/perlenbachtal-revisited.html oder Die Narzissen an der Holzwarche –  https://rheumatologe.blogspot.com/2022/04/die-narzissen-der-holzwarche.html   
[3] Das ist das Pendant zu wirklicher Geheimrat.

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War der biblische Prophet Daniel Vegetarier?

 



Dieser Tage habe ich das Buch Daniel aus der Bibel gelesen. Daniel war ein Apokalyptiker, Traumdeuter und Seher im babylonischen Exil [1], aber das liest man besser im Wikipedia-Artikel nach, denn schon die Entstehung des Buches ist interessant, insbesondere, wann es entstanden ist. Aber das interessiert uns heute weniger.

Im 1. Kapitel stieß ich auf einige interessante Verse: „Aber Daniel nahm sich in seinem Herzen vor, dass er sich mit des Königs Speise und mit dem Wein, den dieser trank, nicht unrein machen wollte, und bat den obersten Kämmerer, dass er sich nicht unrein machen müsste. / Versuch’s doch mit deinen Knechten zehn Tage und lass uns Gemüse zu essen und Wasser zu trinken geben./ Und nach den zehn Tagen sahen sie schöner und kräftiger aus als alle jungen Leute, die von des Königs Speise aßen. / Da tat der Aufseher die königliche Speise und den Wein weg, die für sie bestimmt waren, und gab ihnen Gemüse.“ [2] Da dachte ich mir, ich solle einmal der Frage nachgehen, ob Daniel Vegetarier oder sogar nach dem Text Veganer gewesen war.

Ich googelte und fand dies: „Ganz zufällig sind wir in der Bibel auf die pure Vegan-Propaganda gestoßen – lest selbst, was Daniel zu der Verbindung zwischen veganer Ernährung und attraktivem Aussehen zu sagen hat“ [3]. Tja, wenn die Welt doch nur so einfach gestrickt wäre.

Ich bin dann auf ein altes Buch zurückgekommen [4]: Keith Akers: A Vegetarian Sourcebook. Er schreibt im 19. Kapitel zur jüdischen Tradition, daß der Judaismus zwar nicht Fleischessen als Sünde verbiete, aber man könne eine Hinwendung zum Vegetarismus als Ideal sehen. Interessant, aber nicht für unsere Frage, denn Daniel taucht in dem Zusammenhang gar nicht auf. Und das ist korrekt so.

Denn wenn man das ganze Buch Daniel liest, stößt man in Kapitel 10 auf folgende Verse: „Zu der Zeit trauerte ich, Daniel, drei Wochen lang. Ich aß keine leckere Speise; Fleisch und Wein kamen nicht in meinen Mund; und ich salbte mich auch nicht, bis die drei Wochen um waren.“ [5] Schon in Kapitel 1 hätte klar sein sollen, daß es nicht um Vegetarismus geht, sondern um Verunreinigung durch Essen von nicht koscherer Speise; übrigens Halal gibt es erst fast ein Jahrtausend später. Damit aber ist die Frage beantwortet: Nein, Daniel war kein Vegetarier, aber die vegane Kost war koscher und verstieß gegen keine Speisevorschrift. Gut, dann kann ich ja zu meinem veganen Mittagessen.



Links und Anmerkungen:
[1] https://de.wikipedia.org/wiki/Daniel
[2] https://www.bibleserver.com/LUT/Daniel1 Dan 1,8.12.15.16
[3] https://vegan.de/2016/04/14/vegan-in-der-bibel/  
[4] Keith Akers: A Vegetarian Sourcebook. Denver 1993. ISBN: 978-0945528005. S. 161-168.
[5] https://www.bibleserver.com/LUT/Daniel10 Dan 10,2.3

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Mongolia – Snake Lily Valley

 


As the mornings' mist became the light
There they dimmed amongst the lilies fair [1]


If you try to google the place Snake Lily Valley now, you're bound to fail because I just invented the toponym, because it sounds awfully captivating. And, to stay true, Snake Lily is definitely not the correct name for the plant or flower in question. The term “Schwertlilie” is more common in German than iris in English, but refers to the same group of plants. Iris is also used in German and here is the relevant quote:

Merci d'être, sans jamais te casser, iris, ma fleur de gravité. [2]



I had already reported on this day of the trip [3]: Between the Achit Nuur (Ачит нуур) and the Üüreg Nuur (Үүрэг нуур) we passed the mining town of the Nuurst Xotgor mine (Нүүрст хотгор) and then drove on to a pass, the landscape was barren with rugged mountains and also round slopes. After visiting the Ovoo (овоо), we first drove further through this landscape and were suddenly surprised when we drove down into a high valley that was covered with irises along its stream [4]. Apparently neither sheep nor goats eat these flowers, otherwise they wouldn't be able to survive. I have pictures, especially of the female fellow travelers, who lay in the flowers to photograph them - but I won't show them. I didn't need to lie down because I'm small and extremely mobile.


If you go from Achit Nuur (Ачит нуур) to Üüreg Nuur (Үүрэг нуур) you will almost certainly drive into this high valley. Go ahead, but you have to drive to make a trip to the northwestern part of Mongolia!


Links and Annotations:
[1] The Dark Night of the Soul by Loreena McKennit – https://www.youtube.com/watch?v=MclLF473XtA
[2] Translation: “Thank you for being, without ever breaking, iris, my flower of gravity.” More about René Char: https://en.wikipedia.org/wiki/Ren%C3%A9_Char I love to read his poems!
[3] https://rheumatologe.blogspot.com/2024/02/mongolia-ovoo-on-grave.html
[4] This is not far from Ovoo, Google Maps indicates: 50.00910168940687 N, 90.94004431433501 E.

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